Fragen aus der Schiedsrichterzeitung 03.2009:
Situation 1
In einem Spiel der Kreisklasse verweist der Schiedsrichter einen Spieler
mit einer Gelb/Roten Karte des Feldes. Der Spieler protestiert, dass
dies erst seine erste Gelbe Karte wäre. Der Schiedsrichter setzt das
Spiel trotzdem fort. Nach etwa drei Minuten, als das Spiel wieder unterbrochen
ist, protestiert der Spieler erneut. Jetzt sieht der Schiedsrichter
seinen Fehler ein und lässt den Spieler wieder mitwirken.
Situation 2
Ein Verteidiger befindet sich verletzt außerhalb des Spielfeldes
neben seinem eigenen Tor. Als ein Stürmer den Torwart ausspielt,
schießt er den Ball auf das leere Tor. Jetzt wirft der Verteidiger einen
Schienbeinschoner in Richtung des Balles. Es gelingt ihm tatsächlich,
den Ball zu treffen, der dann auch nicht ins Tor geht.
Situation 3
Bei einer Strafstoß-Ausführung trifft der Schütze den Ball so schlecht,
dass er am Tor vorbei gehen würde. Ein Auswechselspieler hält den Ball
jetzt innerhalb des Spielfeldes auf und spielt ihn dem Torwart zu.
Situation 4
In der Nachspielzeit entscheidet der Schiedsrichter auf Strafstoß. Jetzt
möchte die Mannschaft noch den Torhüter austauschen.
Situation 5
Der Schiedsrichter möchte das Spiel mit einem Schiedsrichter-Ball fortsetzen.
Eine Mannschaft weigert sich jedoch, an diesem „Schiedsrichter-Ball“ teilzunehmen.
Situation 6
Ein Fall aus einem Spiel der 2. Bundesliga: Nach einem Torerfolg klettert
der Torschütze auf die Umzäunung und lässt sich von den Fans feiern.
Weitere vier Mitspieler klettern ebenfalls auf den Zaun, um den Torschützen
zu beglückwünschen.
Situation 7
Ein Torhüter wirft den Ball einem verletzten Spieler, der außerhalb
des Spielfeldes liegt, heftig an den Kopf.
Situation 8
Ein Spieler wird innerhalb des Strafraums gefoult. Trotzdem kann er
den Ball zu einem Mitspieler weiterspielen, der dann allein vor dem Torhüter
steht. Der Mitspieler schießt den Ball jedoch über das Tor. Der
Schiedsrichter pfeift jetzt „nach“ und entscheidet auf Strafstoß.
Situation 9
Ein Spieler erhält eine Gelb/Rote Karte. Darüber ist er so erbost, dass
er jetzt den Schiedsrichter beleidigt. Daraufhin nimmt der Schiedsrichter
die Gelb/Rote Karte zurück und zeigt dem Spieler die Rote Karte.
Situation 10
Eine Mannschaft spielt mit roten Stutzen. Einige Spieler dieser Mannschaft
haben auf den Stutzen breite weiße Tapebänder angebracht,
damit die Schienbeinschoner einen besseren Halt haben.
Situation 11
Bei der Kontrolle vor dem Spiel stellt der Schiedsrichter fest, dass
die Trikots beider Torhüter die identische Farbe haben. Keiner der Torhüter
hat ein Trikot dabei, das sich von den gegnerischen Spielern und
dem gegnerischen Torhüter unterscheidet.
Situation 12
Ein Spieler verliert versehentlich einen Schuh und erzielt unmittelbar
danach – mit dem folgenden Schuss – ein Tor.
Situation 13
Ein Spieler wirft den Ball bei einem Einwurf zu seinem Torhüter zurück.
Der Ball springt so unglücklich auf, dass der Torhüter nach dem Ball
greift, ihn auch noch berührt, aber nicht verhindern kann, dass er ins
Tor geht.
Situation 14
Bei der Ausführung eines Strafstoßes stellt sich ein Mitspieler des
Schützen in die Nähe der Torlinie, außerhalb des Strafraums und
innerhalb des Spielfelds.
Situation 15
Eine Mannschaft spielt mit zwölf Spielern. Jetzt erzielt diese Mannschaft
ein Tor. Vor dem Anstoß bemerkt der Schiedsrichter, dass
sich bei der Torzerzielung zwölf Spieler auf dem Spielfeld befanden.
Antworten aus der Schiedsrichterzeitung 03.2009:
Situation 1
Dies ist nicht möglich, der Schiedsrichter begeht einen Regelverstoß.
Ein Schiedsrichter kann eine Entscheidung nur korrigieren, solange
er das Spiel noch nicht fortgesetzt hat.
Situation 2
Diese Anfrage erreichte uns aus einem Landesverband, in dem das
tatsächlich passiert sein soll. Die richtige Entscheidung: Der Verteidiger
wird des Feldes verwiesen und das Spiel mit einem Strafstoß
fortgesetzt. Die Rote Karte gibt es wegen Vereitelung eines Tores
(eindeutige Torchance) und den Strafstoß, weil das Werfen mit
Gegenständen auf den Ball nach den Anweisungen der FIFA so
behandelt wird, als ob dieser Gegenstand den Arm verlängert.
Damit liegt ein strafbares Handspiel vor.
Situation 3
Der Strafstoß ist zu wiederholen und der Auswechselspieler wird
verwarnt. Die Regeln besagen, dass ein Strafstoß immer dann zu
wiederholen ist, wenn er auf dem Weg nach vorne durch äußere
Umstände aufgehalten wird.
Situation 4
Dies ist zulässig, sofern das Auswechselkontingent dieser Mannschaft
noch nicht erschöpft ist. Der Schiedsrichter muss der Mannschaft
die Zeit zur Auswechslung einräumen, auch wenn der Torhüter
noch nicht unmittelbar spielbereit ist.
Situation 5
Der Schiedsrichter setzt das Spiel trotzdem mit dem Schiedsrichter-
Ball fort. Es ist nicht vorgeschrieben, dass Spieler beider Mannschaften
vertreten sein müssen.
Situation 6
Der Schiedsrichter verwarnt den Torschützen, der als erster den
Zaun erkletterte.
Situation 7
Dieser Fall wurde schon in der letzten Ausgabe der Schiedsrichter-
Zeitung gestellt. Leider ging dabei ein Teil der Antwort „verloren“.
Hier nochmals zur Klarstellung: Der Torhüter sieht die Rote Karte
und wird des Feldes verwiesen. Spielfortsetzung ist ein indirekter
Freistoß an der Stelle, wo beim Pfiff der Ball war. Das wird aller
Voraussicht nach nahe der Torlinie sein, wo der Ball das Spielfeld verließ.
Die FIFA gibt aber beim „Tatort“ lediglich als Antwort vor,
dass der Freistoß dort ausgeführt wird, wo der Ball beim Pfiff war.
Situation 8
Das ist nicht mehr möglich, womit die Entscheidung auf Strafstoß ein
Fehler war. Ein Schiedsrichter kann zwar „nachpfeifen“, wenn der Vorteil
in den nächsten Sekunden (circa drei) nicht eintritt. Tritt aber
der Vorteil ein – hier stand jetzt ein Mitspieler allein vor dem Torhüter
und hatte eine prima Torchance – so kann der Schiedsrichter
nicht mehr nachträglich auf Strafstoß entscheiden.
Situation 9
Auch dieser Fall hat sich tatsächlich so zugetragen. Als Begründung
führte der Schiedsrichter an, dass er das Spiel noch nicht fortgesetzt
hatte und er deswegen seine Gelb/Rote Karte zurücknehmen
könne. Für die Beleidigung zeigte er dann nach der Zurücknahme
von „Gelb/Rot“ die Rote Karte. Dies war falsch und ist so
nicht möglich. Falls ein Schiedsrichter sich irrt, so kann er eine
Entscheidung bis zur Spielfortsetzung zurücknehmen. Das war hier
aber nicht so. Durch Zeigen der Gelb/Roten Karte ist der Spieler
des Feldes verwiesen. Weitere Strafen sind jetzt nicht mehr möglich.
Die Beleidigung muss der Schiedsrichter jedoch noch im Spielbericht
melden. Das Sportgericht wird eine entsprechende Strafe verfügen.
Situation 10
Nach den Spielregeln ist dies nicht zulässig. Die Stutzen einer Mannschaft
müssen einheitlich in der gleichen Farbe sein. Wollen die Spieler Tapebänder
anbringen, so müssen diese in der gleichen Farbe wie die Stutzen sein.
Die FIFA lässt jetzt aber abweichend von den Spielregeln zu, dass ein
schmaler maximal zwei Zentimeter breiter Tapestreifen auch eine
andere Farbe haben darf.
Situation 11
Obwohl nach den Spielregeln sich die Torhüter in der Farbe unterscheiden
müssen, lässt die FIFA in solch einem Fall zu, dass das Spiel
selbstverständlich angepfiffen wird. Eine Meldung im Spielbericht
ist in solch einem Fall nicht notwendig.
Situation 12
Spielen ohne Schuhe ist zwar nicht erlaubt und wird mit einem indirekten
Freistoß bestraft (ohne Gelbe Karte). Verliert jedoch ein
Spieler versehentlich seinen Schuh, so kann er unmittelbar
danach, also mit dem folgenden Schuss, ein Tor erzielen. Das Tor
wurde also korrekt erzielt und ist anzuerkennen.
Situation 13
Der Schiedsrichter entscheidet auf Tor. Obwohl der Torhüter den Ball
mit den Händen berührt, lässt der Schiedsrichter Vorteil laufen und
erkennt das Tor an.
Situation 14
Dies ist nicht zulässig. Alle Spieler außer dem Torhüter und dem
Schützen müssen sich bei einer Strafstoß-Ausführung innerhalb
des Spielfeldes, aber außerhalb des Strafraums und des Teilkreises
aufhalten. Mitspieler des Schützen müssen sich zusätzlich auch noch
hinter der Strafstoßmarke aufhalten, damit ausgeschlossen werden
kann, dass sie sich in einer Abseitsstellung befinden.
Situation 15
Der Schiedsrichter erkennt das Tor nicht an. Das Spiel wird mit einem
indirekten Freistoß aus dem Torraum heraus fortgesetzt. Der
zwölfte Spieler wird verwarnt und muss das Spielfeld verlassen.